Ritter, Tod und Teufel

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Zuletzt bearbeitet am 23.03.2024 13:02
Warum werden Dürers Druckgraphiken so häufig nachgestochen? So wie dieses Blatt mit dem Titel "Ritter, Tod und Teufel" von 1513. Hat sich die Zeit gewandelt und somit der Inhalt des Bildes geändert? Ein reitender Ritter wird vom reitenden Tod begleitet. Ihnen nach trottet der grausig anzuschauende Teufel. Die Landschaft hat sich in dieser Momentaufnahme nicht verändert, der Ritter sieht seinem Ende stoisch entgegen, er ist wohl von seinem ablaufenden Leben unbeeindruckt, was sich auch auf seine persönlichen Begleiter von Hund und Pferd zu übertragen scheint. Eine solche Haltung ist durch einen starken Glauben begründet, der Ritter glaubt fest an die Auferstehung. So wie es auch die ritterlichen Gebrüder Stephan und Lukas Paumgartner taten, in dem sie für ihre verstorbenen Familienmitglieder andachtsvoll Pate standen (1497). Ihr Glaube war gutmütiger Art, der eine erinnerte durch den Hl. Eustachius "... die Stimme Christi, die sprach, er habe den Himmel und die Erde erschaffen. Er sei der Herr des Lichts und der Finsternis...". Der Andere steht ritterlich für den Hl. Georg ein, er betete zu Gott dem Schöpfer, er möge ihm bei dem Kampf gegen das Böse (dem Drachen) helfen. Bei dieser Auslegung war nicht klar ersichtlich, wie sich Positionen später verändern sollten, ich denke da an die Positionen der protestantischen und katholischen Prognostiken, die durchaus zwei Wahrheiten in humanistischen Kreisen zuließen. Es geht um das Gedenken an die korrekte Osterzeit! Ab der gregorianischen Kalenderreform 1582 gab es sozusagen zwei Zeiten die jeweils wahrhaft verkündet wurden. Um 1700 entschieden sich die protestantischen Stände ihren Kalender um 11 Tage zu kürzen, damit die Osterzeit als Erinnerungszeit stimmte. Damit zogen sie mit dem katholischen Zeitverständnis gleich, nicht aber mit dem Teil des Proknostikums, die Elementen- und Temperamentenlehre galt immer noch dem - wie es Herlitz formulierte - Schöpfergott verpflichtet. Der ritterliche Glauben ist unbestechlich und noch heute würden sich die Protestanten auf die Elemente im Tierkreis beziehen, würde das wissenschaftliche System sich nicht verändert haben. Im Gegenzug versuchte der bayerische Kurfürst Maximilian I. alles auszublenden was an den Zeitenstreit in seinem Reich erinnerte. Er ließ nicht nur die Gebrüder Paumgartner umarbeiten, sondern löschte die gesamte Familie Paumgartner aus Dürers Werk aus. Der Kurfürst war eben Herrscher der bayrischen Katholiken! Was einst als gutmütig ritterlich galt, verschob sich in Polemik und Narrheit. Die Zeiten ändern sich, und der Teufel hat manchmal seine Zeit! Übrigens, siehe auch Dürers Männerbad. Da stehen sich die Gebrüder Paumgarten (als Sanguiniker und Phlegmatiker) mental gegenüber. Auch zeigt sich Dürer gleich viermal als sich änderndes Temperament Melancholiker. Pirkheimer ist ebenfalls abgebildet, nur ist er Choleriker, seine Zeit über das Temperament verändert sich nicht, da er angeblich am 5. Dezember 1470 geboren ist. Werden hier 10 Tage dazugezählt ergibt das für das Temperament kein Gewicht. Die Dürers als Musiker, im jugendlichen und Erwachsenenalter feiern sich selbst mit einem doppelten Geburtstag. Siehe zudem die vier Apostel, alle Bildunterschriften sagen nur etwas über die Prognostiken aus.

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