Drei Genien als Wappenhalter

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Zuletzt bearbeitet am 07.05.2023 14:55
Drei Genien zeigen sich nach römischen Quellen jeweils zum Geburtstag einer wichtigen Persönlichkeit. Da hier die Putten alle männlich sind, ist der Geborene wohl ein Mann. Zwei Genien blasen eine Posaune, und die dritte hält einen ritterlichen Helm, so dass an die ritterlichen Tugenden erinnert werden soll. Das Schild ist leer und nicht betitelt. So könnte eine Genie antiken Ursprungs sein, denken wir z. B. an Virgil und seinen Aeneas. Oder wir bewegen uns im christlichen Kontext, dann hätten wir z. B. den heiligen Georg vor unseren Augen. Diese beiden Pole sind es, die Interpretationen an Fachwerkhäuser und dessen Schnitzereien so interessant machen. Die dritte Genie steht für das anblasen der musischen Töne, gemeint sind hier die Kirchentonarten. Die Grundstellung innerhalb eines siebenstufigen Treppenfrieses erinnert an die Planetengötter, die jeweils von rechts nach links mit Sol (dorisch) und Luna (hypodorisch) beginnen, dann auf der nächsten Erhöhung mit Mars (phrygisch) und Merkur (hypophrygisch) folgen. Venus und Jupiter sind z. B. hypolydischer und lydischer Art. Dann folgt Saturn in seinen beiden Häusern auf der obersten Stufe als mixolydisch und hypomixolydisch. In den Kirchentonarten kann ein Stück auch mit dem letzten/ersten Ton des ersten/zweiten Tetrachordes, dem Finalis, enden. In Hypodorisch beispielsweise wäre das: A-H-C-D und D-E-F-G. Hier kommt der Ton D doppelt vor. Es werden also auch in der alten und neuen Musiktheorie sieben Komponenten unter Zuhilfenahme von Vierer Einheiten zu einem Achtersystem erweitert. Die Kirchentonarten wurden in der Antike den sieben Planetengöttern zugeordnet. Die äußeren Planeten sind "authentischer", die inneren Planeten sind "plagaler" Art. So steht nach Franchino Gaffurio in seiner „Musica delle sfere“ von 1496 Venus für hypolydisch und Jupiter für lydisch. Der Sinn besteht darin, dass angenommen wurde, nach oben hin wären die Tonarten immer mehr von göttlicher Gestalt. Die dritte Genie ist also als musisches Werkzeug zu begreifen. Die erste steht für Ereignisse, die sich in der Antike zugetragen haben, die zweite bewegt sich im christlichen Kontext. Die dritte prophezeit den natürlichen Weg in die christliche Gedankenwelt. Genien kommen sehr häufig auf Schnitzereien an Fachwerkhäusern vor, z. B. am Huneborstelschen Haus in Braunschweig, am Brusttuch in Goslar und als Instrument der Posaunen, am Hoppener Haus in Celle.

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