Objekte des Totenkultes
Viele altägyptische Objekte in Museen und Sammlungen stammen aus funerären Kontexten. Die Texte des Totenbuches sind eine Sammlung von Zaubersprüchen, Beschwörungsformeln und liturgischen Anweisungen, die dem Verstorbenen Zugang und Orientierung im Jenseits verschaffen sollen. Uschebti-Figuren sollen stellvertretend für den verstorbenen Besitzer im Jenseits Feldarbeiten verrichten und sind daher oft mit Hacke und Saattäschchen ausgestattet. Der „Uschebti-Spruch“ ist das 6. Kapitel des Totenbuches.
Uschebti, Saqqara / 664-525 v.Chr.
Totenbuchpapyrus, Theben / ca. 1076-944 v. Chr.
Rundplastik: König und Königin
Zur Ausstattung von Baudenkmälern insbesondere den Sakralanlagen und Grabstätten gehören Rundbilder. Im Kontext ihrer Aufstellungsorte innerhalb der Baudenkmäler und bezüglich der zugeordneten Architekturfunktion waren Statuen eingebunden in Kult und Leben. Grundsätzlich werden die Rundbilder in verschiedene Bereiche kategorisiert, wie z.B. Kult-, Ritual-, Wächter- und Schutzstatuen. Zu jeder Kategorie von rundplastischen Bildwerken kann eine gewisse Typenvielfalt in der spezifischen Ausführung kommen.
Statuenfragment des Chefren, Giza / ca. 2450 v.Chr.
Statuenfragment einer Königin, Fundort unbekannt / ca. 1850 v. Chr.
Tempelrelief und Bildhauerlehrstück
In Ägypten konnten in Sakralanlagen Innen- und Außenwände, Decken und Säulen mit in den Stein geschnittenen Bildwerken und Hieroglyphen bedeckt werden. Auch in Gräbern wurden Wandbilder, ehe sie mit Farben bemalt wurden, häufig zunächst in Relief ausgeführt. Das bemalte Relief war die Normalform der für die Ewigkeit bestimmten Abbildungen. Ein versenktes Relief (Echnaton-Fragment) findet sich regelhaft eher an Außen-, ein erhabenes Relief (wie das Bildhauerlehrstück) eher an Innenwänden der Denkmäler.
Relieffragment, König Echnaton, Amarna / ca. 1350 v.Chr. / Reproduktion
Darstellung eines Falken, Fundort unbekannt / 4.-1. Jahrhundert v. Chr. / Reproduktion
Schrift und Schreibutensilien
Ob in Ägypten oder Mesopotamien Schrift zuerst genutzt wurde, steht in der Diskussion. Beide Gebiete haben eine bis in das 4. Jtsd. v.Chr. zurückreichende Tradition des Schreibens. Der wichtigste in Ägypten aus der Papyruspflanze hergestellte Beschreibstoff ist bereits für das frühe 3. Jhtsd. belegt. Schreibnapf, in der die Tuschen angerührt wurden, und Binse gehörten zu den wichtigsten Utensilien. Die Statuette des Nebmerutef, der eine Papyrusrolle auf den Knien trägt, zeigt die überlieferte Arbeitshaltung.
Statuette eines Schreibers, Hermopolis Magna (?) / ca. 1370 v.Chr. / Reproduktion
Schreibnapf, Fundort unbekannt / 15.-11. Jahrhundert v.Chr. / Reproduktion
Papyrusrolle / modern 20. Jahrhundert [?]
Sammlung am Seminar für Ägyptologie und Koptologie
Die Aegyptiaca der Universität Göttingen, die z.T. schon gegen Ende des 18. Jahrhunderts auf Initiative J. F. Blumenbachs (1752-1840) für das Akademische Museum erworben worden sind, finden sich auf unterschiedliche Sammlungen verteilt. Mumien, Teile von Mumien und Grabausstattungen werden in den Archäologischen Sammlungen, der Anthropologischen Sammlung und in der Sammlung des Zentrums Anatomie aufbewahrt. Dagegen sind die meisten der heute am Seminar für Ägyptologie und Koptologie befindlichen Objekte Dauerleihgaben der Ethnologischen Sammlung und tragen noch entsprechende Inventarnummern. Diese kamen im Jahr 1939 über die Privatsammlerin Emilie Ronath in den Besitz des Instituts für Völkerkunde (heute: Institut für Ethnologie). Frau Ronath hatte sie während ihrer Tätigkeit als Erzieherin in Ägypten zwischen 1881 und 1887 gesammelt. Ergänzt wird die Lehrsammlung des Seminars für Ägyptologie und Koptologie durch eine von Hermann Kees (1886-1964), Leiter des Seminars von 1924 bis 1945, eingerichtete Keramiklehrsammlung (2012 erfasst und datiert von Eva-Maria Engel).
Die Aegyptiaca der Ethnologischen Sammlung wurden in der Folge einer Ausstellung von ägyptischen Kleinkunstobjekten im Jahre 1997 als Dauerleihgaben an das Seminar für Ägyptologie und Koptologie übertragen. Sie sind in dem 73 Objekte mit Inventarnummern umfassenden „Katalog der Aegyptiaca der Völkerkundlichen Sammlung der Georg-August-Universität Göttingen“ (Göttingen 2005) von Barbara Böhm erschlossen.