Geburtsmedizin

Waschschale, Kupfer

Es war lange Zeit unüblich, dass Ärzte sich die Hände desinfizieren. Der Geburtshelfer Ignaz Philipp Semmelweis (1818–1865) beobachtete, dass in seiner Krankenhausabteilung die Müttersterblichkeit durch Kindbettfieber deutlich höher war als in der Hebammenabteilung. Ursache waren Bakterien aus Leichensektionen, mit denen die Ärzte und Studenten in Berührung kamen, bevor sie die Frauen untersuchten. Semmelweis setzte Händewaschen mit einer Chlorkalklösung durch und konnte so die Sterberate senken. 

Unbekannt / ca. 1900

Geburtszange, Lederball

Die Geburtszange stellt einen Meilenstein in der Geschichte der Geburtshilfe dar. Sie besteht aus zwei separaten Löffeln. Sie werden einzeln an den Kopf des Ungeborenen angelegt und dann miteinander verhakt, bevor Zug ausgeübt werden kann. In Göttingen übten Studenten den Einsatz ab etwa 1800 mit einem Lederball. Mit Hilfe der Zange konnte der Geburtsvorgang beschleunigt werden. Schon früh wurde diskutiert, wann der Einsatz der Zange gerechtfertigt war. 

Breithaupt, Cassel / ca. 1800 / unbekannt / ca. 1800

Geburtstagebuch

Die Geburtsklinik der Göttinger Universität wurde 1751 gegründet. Der Direktor Friedrich Benjamin Osiander (1759–1822) protokollierte die Geburten in Geburtstagebüchern. Wir erfahren daraus etwas über die Anfänge der akademischen Geburtshilfe und die Frauen, die dort entbanden. Die überwiegend ledigen, armen und gesellschaftlich stigmatisierten Schwangeren erhielten Hilfe bei der Entbindung, freie Kost und Unterkunft. Im Gegenzug standen sie Studenten und Hebammenschülerinnen für deren Ausbildung zur Verfügung. 

Friedrich B. Osiander / 1818-1820

Embryotomie-Besteck in einem mit Samt ausgeschlagenen Kasten 

Ein Embryotomie-Besteck umfasst Werkzeuge zur Zerstückelung des Ungeborenen. Es kam bei einer schweren Komplikation zum Einsatz: der sogenannten „unmöglichen Geburt“. Das Leben der Frau konnte nur gerettet werden, indem der Fetus zerstückelt wurde. Damit stand die Frage im Raum, welches Leben gerettet werden sollte, das Leben der Frau oder des Kindes? Mit der Zange und der Ermöglichung des sicheren Kaiserschnitts verschwand dieses ethische Problem allmählich.

Ernst Pischel, Breslau / vor  1750

Sammlung zur Geschichte der Geburtsmedizin

Die Sammlung von etwa 1.200 Objekten zur Geschichte der Geburtshilfe (Instrumente, Modelle, Präparate etc.) stammt aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Die akademischen Lehrer der Geburtshilfe und jeweiligen Leiter des Accouchierhauses in Göttingen – darunter Friedrich Benjamin Osiander (1759-1822) und Eduard von Siebold (1801-1861) – bauten sie als Lehr- und Forschungssammlung auf. Sie wird ergänzt durch die ausführlich geführten Geburtsprotokolle der ersten Klinikdirektoren sowie weitere kostbare Archivalien aus der Anfangszeit der akademischen Geburtsmedizin.

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