Schwerter der älteren Bronzezeit aus Männergräbern
Für die Frühphase des Sammelns und Forschens stehen aus der Bronzezeit (ca. 2300 bis 800 v. Chr.) fast ausschließlich Grabfunde zur Verfügung. Besonders die in der Landschaft gut sichtbarer Grabhügel der Zeit um 1400 v. Chr. waren dabei Ziel von Fundschürfungen. Ais diesem Zeitraum stammen aus Männergräben verschiedene Waffen: Lanzen, Beile, Pfeilspitzen und besonders Schwerter. Besonders anhand dieser Objektgruppe mit verschiedenen Klingenlängen, Griffgestaltungen und Verzierungsspektren erfolgte eine chronologische Gliederung des Fundmaterials.
Bohndorf, Kr. Uelzen / Reproduktion, Gut Lensahn, Kr. Ostholstein / ca. 1300 v. Chr.
Halsschmuck (Halskragen) der älteren Bronzezeit aus Frauengräbern
Zeitgleich zu dem Horizont mit zahlreicher Bewaffnung umfassen die Frauengräber reichhaltige Schmuckbeigaben: Arm- und Beinringe, Gürtelbleche, Nadeln sowie Haar- und Halsschmuck. Die Bestandteile sind dabei regional verschieden und lassen Trachtkreise und Herstellungszentren erkennen. Anhand der Ausstattungen werden auch Heiratsbeziehungen über große Entfernungen hinweg nachvollziehbar. In einigen Gräbern sind anhand der Erhaltungsbedingungen Kleidungsfragmente überliefert. Diese stammen von Blusen, Kleidern, Röcken und Umhängen und geben ein anschauliches Bild der bronzezeitlichen Tracht.
evtl. Dabel, Kr. Sternberg / ca. 1300 v. Chr. /Reproduktion
Figurine mit weiblicher Kleidung und Trachtausstattung nach Funde aus verschiedenen Gräbern in Norddeutschland und Dänemark
Figurine with jewellery and clothes form findings in different graves in Northern Germany and Denmark
Heinrich Keiling / 1912 / ca. 1300 v. Chr.
Objekte der Jungsteinzeit (Trichterbecherkultur, Kultur der Großsteingräber) in der norddeutschen Tiefebene und dem Ostseegebiet
Die Trichterbecherkultur ist mit dem typischen Fundgut vertreten, zu der große, hervorragend geschliffene Feuersteinbeile zählen. Die mit einem „Trichter“ versehenen Gefäße trugen zur Benennung dieser Kultur bei. Mit den Großsteingräbern hat diese eindrucksvolle Grabmonumente erschaffen. Die Einführung von Ackerbau und Viehzucht setzte im nördlichen Niedersachsen aufgrund der ungeeigneten Böden erst ca. um 4.000 v. Chr. ein. Die Nutzung von großen Feuersteingeräten ist mit dem Vorkommen großformatiger Rohmaterialien zu erklären.
Börger, Kr. Emsland und Dänemark / ca. 3300 v. Chr.
Objekte der Jungsteinzeit (Linienbandkeramik) in den Lößlandschaften
Mit der aus Südosteuropa herankommenden Linienbandkeramik ist in Mitteleuropa die neolithische Revolution verbunden, die Haustierhaltung, Hausbau, ein deutlich erweitertes Gerätespektrum, Ackerbau und Keramikgefäße umfasst. Die sehr ertragreichen Lößböden, die durchs Leinetal bis auf die Linie der heutigen Städte Hannover und Braunschweig reichen, bildeten ab 5400 v. Chr. die Siedlungsgrundlage. Mahlsteine, Feuersteingeräte, Dechsel und sogenannte Schuhleistenkeile zur Holzbearbeitung sowie Gefäße sind das typische Fundgut und bezeugen die enorme technologische Entwicklung.
Diemarden und Klein Lengden, beide Kr. Göttingen; Monsheim, Kr. Alzey-Worms / ca. 5100 v. Chr.
Lehrsammlung für Ur- und Frühgeschichte: Sammlung und Forschung
Im Jahr 1929 wurde mit der Etablierung des Faches der Ur- und Frühgeschichte an der Universität Göttingen auch die Lehrsammlung zur prähistorischen Archäologie eingerichtet. Für die universitäre Ausbildung in einer objektbezogenen Wissenschaft, die sich explizit mit materieller Kultur beschäftigt, ist eine Lehrsammlung bis heute unverzichtbar. Den Grundstein bildeten Dauerleihgaben aus dem Provinzialmuseum Hannover, vor allem Stücke nichthannoverscher Provenienz und Dubletten. Erste ur- und frühgeschichtliche Objekte gelangten jedoch aufgrund eines stetig gewachsenen Interesses an der »germanischen Altertumskunde« schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts in das »Königliche Academische Museum« der Universität.